Therapiemethoden bei kindlichem Stottern

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Corinna Gabler

In der aktuellen Stottertherapie unterscheidet man zwei Richtungen: die Stotter-Modifikation und das Fluency Shaping. Wir bieten in der Praxis beide Richtungen an. Je nach Symptomatik und Wunsch der Eltern suchen wir individuell das geeignete Konzept aus, um einen bestmöglichen Therapieerfolg zu erreichen. Wann mit einer Stottertherapie begonnen werden soll, hängt vom Schweregrad des Stotterns und den Gefühlen ab, die das Kind und die Eltern gegenüber dem Stottern zeigen. In der Regel startet man mit der Therapie, wenn das Stottern seit 6 Monaten andauert. Man geht nämlich davon aus, dass sich das Stottern bei vielen Kinder davor von selbst zurückbildet. Im Folgenden sollen die zwei Richtungen kurz dargestellt werden.

Lidcombe-Konzept (Fluency Shaping):
Dieses Konzept ist für Kinder geeignet, die zwischen drei und acht Jahre alt sind. Die Eltern werden in der wöchentlichen logopädischen Behandlung angeleitet die Therapie mit dem Kind im Alltag umzusetzen. Die Therapie gliedert sich in zwei Phasen. Das Ziel in Phase 1 ist es, die flüssigen Sprechanteile des Kindes auszubauen und diese zu festigen. Dazu kommen das Kind und ein Elternteil einmal wöchentlich zu uns in die Praxis und führen die Therapie dann täglich Zuhause durch. Hat das Kind eine niedrige Stotterrate erreicht oder spricht es völlig flüssig, so ist Phase I beendet.

In Phase II wird der Abstand zwischen den logopädischen Behandlungen immer größer und auch die alltäglich vom Elternteil durchgeführten Therapien werden immer weniger. So soll erreicht werden, dass die Sprechflüssigkeit über einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten aufrechterhalten wird. Kommt es in dieser Phase zu Rückfällen, so wird die Intensität der Therapie wieder erhöht.

Mini-KIDS / Schul-KIDS (Stotter-Modifikation):
Diese(s) Therapiekonzept(e) bauen auf der Annahme auf, dass Begleitsymptomatik, Hilflosigkeit und Angst vor dem Stottern und dem Sprechen das Stottern aufrecht erhalten. Daraus wird abgeleitet, dass die Wahrscheinlichkeit einer Heilung erhöht wird, wenn keine Begleitsymptomatik besteht bzw. diese rückgängig gemacht werden kann. In der Therapie wird deshalb sehr viel Wert darauf gelegt, gelassen mit dem Stottern umzugehen. Die Eltern sollen lernen offen mit dem Stottern umzugehen und gelassen darauf zu reagieren.
Während das Therapiekonzept Mini-KIDS für Kinder zwischen 3 bis 5 Jahren in Frage kommt, eignet sich Schul-KIDS für Kinder ab 6 Jahren. Die Kinder sollen lernen, wie sie sich im Stottermoment so verhalten können, dass das Stottern sie und andere am wenigsten beeinträchtigt. Kleinkinder lernen dies am Modell der Therapeutin und der Eltern. Die Therapeutin leitet die Eltern an, lockeres, gelassenes Stottern im Alltag umzusetzen. So soll das Kind sich dies „abschauen“. Kindergarten- bzw. Schulkinder hingegen sollen das lockere Stottern selbst bewusst in der Therapie und auch im Alltag einsetzen.

Es ist uns besonders wichtig, die Therapie individuell an die Bedürfnisse des Kindes und der Eltern anzupassen. Denn Stottern äußert sich bei jedem Kind anders und jedes Kind reagiert anders auf Stottern.

Corinna Gabler

Quellen: Schneider, P. (2013): Stottern bei Kindern erfolgreich bewältigen. Ratgeber für Eltern und alle, die mit stotternden Kindern zu tun haben. Neuss: Natke Verlag. ; www.lidcombe.de; Fortbildungsunterlagen